Der Mitte der 20er Jahre gegründete Verein organisierte nicht nur traditionelle dörfliche Veranstaltungen wie die Kirchweih, sondern das ganze Jahr über Veranstaltungen wie Fasching, Maitanz u.
a. An den Kirchweihen wurden meist das Ein- und Ausgraben verbunden mit einem kleinen Festzug abgehalten. Hauptattraktion war jedesmal eine Kutsche mit dem Kirchweihbrautpaar, dargestellt von
zwei Burschen. Außer einem Foto aus dieser Zeit sind keinerlei Unterlagen vorhanden; die mündlichen Aussgen älterer Rödelseer Einwohner über diese Veranstaltungen sind meist
widersprüchlich.
Mitte der 30er Jahre sollen diese Veranstaltungen aufgrund des nationalsozialistischen Zeitgeschehens gänzlich zum Erliegen gekommen sein. Ebenso waren während des 2. Weltkrieges alle Tanz- und
sonstigen Vergnügungen selbstverständlich verboten.
Nach dem Krieg wurde 1947 erstmals wieder von jungen Burschen eine Kirchweihausgrabung und -eingrabung nach altem Brauch veranstaltet. Die traditionellen "Kirchweih-Gstanzeln" vor den
Wirtshäusern trug damals hoch zu Roß Hans Bayer vor, die "Kirchweihpredigt" hielt Helmut Uhl am Dorfplatz, der "Eingrabungspfarrer" war Martin Schmidt.
Doch bereits 1949 wurde die Erneuerung dieses alten Brauchtums wieder beendet. Durch die damals große Rödelseer Handballzeit fand sich für die Durchführung anderer Veranstaltungen niemand mehr
bereit.
Nachdem die Tätigkeit der Burschenschaft im Jahre 1949 wegen der großen "Handballzeit" des TSV Rödelsee wieder zum Erliegen gekommen war, beschlossen 2 Tage vor der Kirchweih im Jahre 1963 Alois
Scharting, Ernst Roßmark, Bernhard Frieß und Franz Hauptmann auf Anregung des "Main-Post"-Reporters Hans Neussner aus Mainbernheim, die Kirchweih wieder auszuführen.
Damals wurde erstmalig das "Schubkarrenrennen" auf der Dorfstraße ausgeführt:
Bild mit Schubkarren und Gründern
Die Anschaffungen für die Kirchweihfestzüge wurden in den ersten Jahren noch von den Mitgliedern selbst bestritten; da aber der Aufwand immer größer wurde, entschloß man sich durch die
Veranstaltung von Tanzabenden in der Kelterhalle der ehemaligen Gastwirtschaft "Zum Löwen" diesen Aufwand zu finanzieren.
Ab 1966 wurde das fast vergessene "Maibaumaufstellen" wieder eingeführt und 1967 übernahm die Burschenschaft den bis dahin von Frau Wallrapp geleiteten Kinderfasching und baute diesen zur Freude
der Kinder mehr und mehr aus.
Im Jahre 1970 kam der erste große Wechsel bei der Burschenschaft - die Wiedergründer machten jüngeren Burschen Platz.
Im Jahre 1976 wurde das mittlerweile zur Tradition gewordene "Weinfassrennen" ausgedacht, das künftig Bestandteil der "kleinen Kirchweih" sein sollte.
Immer wieder fanden und finden sich Idealisten bereit, in diesem Verein mitzuarbeiten und es ist erstaunlich, wie viele ehemalige Mitglieder der Burschenschaft sich in anderen Gremien, vor allen
Dingen in leitenden Funktionen, auch in der politischen Gemeinde, wieder finden.
Als Ende der 80er Jahre eine gewisse Übersättigung mit Tanzabenden nach "altem Strickmuster" eintrat und beim Tanzabend in der Kelterhalle der Gastwirtschaft Stier nur noch einige wenige zahlende
Besucher gezählt werden konnten, fasste die Burschenschaft den Beschluß, die Kirchweih neu zu beleben und zu gestalten. Ein "Beatabend", größere Bands, die Verlegung von der Kelterhalle in ein
Festzelt und eine neue Art von Essens- und Getränkeangeboten sollten die Kirchweih und damit die Burschenschaft "retten".
Seitdem wird in einem großen Festzelt gefeiert und der Mut der "neuen Pioniere" wurde belohnt: die Burschenschaft im allgemeinen und die Kirchweih im besonderen wurden weit über die Grenzen des
Ortes und des Landkreises bekannt. Die Rödelseer Kirchweih ist in ihrer Einzigartigkeit nicht mehr aus dem Veranstaltungskalender des Landkreises wegzudenken.
Mit dem traditionell überlieferten Brauchtum und immer neuen Ideen hat sich so in über 35 Jahren nach der "Wiederbelebung" vieles Althergebrachte erhalten und wurde viel Neues gestaltet.
Die Burschenschaft darf auf eine sehr bewegte und erfolgreiche Geschichte zurückblicken.